...und weiter gehts.

Montag, 15.07.2019

Leider war das kostenlose Fotokontingent in meinem Blog "Ein Idelberger im Reich der Mitte" aufgebraucht. Entweder zukaufen oder kreativ sein.

Am 22.8 starte ich also zu meiner dritten Chinareise- hätte mir das jemand vor 5 Jahren gesagt hätte ich an seinem Verstand gezweifelt. Flugticket und Hotelreservierungen sind klar, Visum beantragt. Wie üblich habe ich nur einen ungefähren Plan. Ich will in nach Yushu,  Provinz Qinhai, evtl. eine Kreuzfahrt zum drei Schluchten Damm machen und natürlich nach Shenzhen- Linda besuchen....und natürlich wil ich wissen wie es Qianbao, Lindas Tochter, geht.

Das fängt ja gut an....

Donnerstag, 29.08.2019

Die Anreise fing schon mal bescheiden an. Der Zug in Montabaur hatte 20 Minuten Verspätung. "Thank you for travelling with Deutsche Bahn".

Der Flieger in Peking landet pünktlich um 11:25. Der Flug nach Chengdu startet 13:00. Eigentlich Zeit satt aber ich verpass den trotzdem. Das muss wohl an meiner Dusseligkeit gelegen haben aber nicht an den unzähligen Pass und Sicherheitskontrollen. Den Flug um 15:00 habe ich auf den letzten Drücker geschafft. Ich brauchte ja ein neues Ticket und der Flughafen Bejing ist etwas größer als der vom Hahn. Mit 2 Stunden Verspätung komm ich in Chengdu an und finde, wider Erwarten, sofort meinen Koffer. Vorm Flughafen warten die üblichen Nepperschlepper und bieten "cheap, cheap" Fahrten in die Innenstadt für unglaublich gunstige 300 RMB an, regulärer Taxipreis 68 RMB. Ich bin müde, hungrig, durstig und schnauze ne Pfeife an das ich 50 bezahle. Der bekommt Schnappatmung fährt aber schliesslich doch. Im Hostel gibt's erstmal was zu essen und trinken. ich hab Internetzugang und melde erstmal an diverse Stellen das ich angekommen bin.

...und geht nahtlos so weiter.

Donnerstag, 29.08.2019

Nachdem Helena vergeblich versucht hat meine SIM Karte zu reaktivieren, ich hatte für 20 Dollar eine 12 Monatsverlängerung gekauft, schickt sich mich zum Main Office von China Unicom. Mit Metro und Bus brauche ich am Samstagmorgen keine halbe Stunde und dann geht's los. Ein Mädel ohne englischkenntnisse am PC, ein Mädel ohne PC Ahnung aber englisch sprechend, und eine Dritte ohne Kenntnisse aber dafür der Supervisor von 1 und 2. Nach geschlagenen drei Stunden verlasse ich mit einer neuen SIM Karte und 80 RMB ärmer den Laden. Jasmine, mein Guide für Qinhai, schickt Flugtickets und Reiseplan. Montag soll es losgehen.Na, also geht doch. Ich gönn mir eine einstündige Massage nach der ich so müde bin das ich fast 15 Stunden schlafen.

Lächle, es könnte schlimmer kommen....

Donnerstag, 29.08.2019

 

Sonntagmorgen schreibt Jasmine das sie starke Bauchschmerzen hat und vorsorglich ins Krankenhaus fährt. Kurz darauf die Mitteilung das sie 24 Stunden zur Beobachtung da bleiben muss und alles storniert hat. Tolle Wurst ! Und nu ? Erst Mal abwarten. Ich fahr zum Grab, eigentlich ein Park, des Dichters Du Fu (der Goethe Chinas) was keine gute Idee ist. Es ist Sonntag und halb Chengdu huldigt dem Dichterfürsten. Montag Mittag schreibt Jasmine das sie operiert wird. Ärgerlich, nicht zu ändern aber immer noch besser als wenn das zwei Tage später passiert wäre. Dann würde ich nämlich jetzt nicht an Bord eines 5 Sterne Schiffes auf dem Yangtse sitzen und mir die Finger blutig tippen sondern in Xining in einem Hospital hocken. 

Yangtse

Sonntag, 01.09.2019

Ich sitz in Yichang und vertreibe mir die Wartezeit auf den Zug nach Zhang Jia Jie. Aber der Reihe nach. Die Nachricht von der OP schmeißt den ganzen Plan durcheinander. Mit allem Möglichen hatte ich gerechnet aber damit nicht. Stellt sich die Frage, was tun ? Helena hat mehrere Vorschläge die ich aber alle verwerfe weil: war ich schon- interessiert mich nicht- zu kurz- zu lang- zu weit- zu warm. Schliesslich einigen wir uns auf eine Yangtse Kreuzfahrt auf einem "englisch spoken" Schiff für 3000 RMB. Helena bucht das und ich bin überpünktlich am Mittwoch morgen am Nordbahnhof. 08:14 Abfahrt und 11:25 Ankunft in Congqing, der größten Stadt der Welt. Dort empfängt mich eine kanariengelb gekleidete Dame die definitiv älter ist als sie vorgibt. Die gibt mich dann weiter und eh ich mich verseh sitz ich im einem Bus mit nur Einheimischen. Die Guide instruiert die Truppe auf mich aufzupassen. Glaube ich jedenfalls weil ab da ist immer einer um mich rum.Sehr beruhigend. Wir sehen die Metro die durchs Haus fährt, besuchen eine Hotpot Fabrik mit Werksverkauf (toll, wenn ich was lesen könnte) und Mittagessen (man umsorgt mich wie ein Kind)  zu und fahren zu irgendwelchen Monumenten wo wohl irgendwelche Helden des grossen Vaterländischen Krieges ins Gras gebissen haben, interessiert mich nicht die Bohne aber der Andrang ist riesig. Am späten Nachmittag geht's mit einem Turbolift auf keine Ahnung wie hoch jedoch ist die Aussicht gigantisch. Leider ist es sehr diesig aber nach dem ganzen Trouble bin ich schon froh überhaupt was zu sehen (oder im Lift hängen zu bleiben). Mittwoch 19:00 Check ich im Schiff ein und Samstag 08:00 aus, der Anbieter nennt es 4 Tage und 3 Nachte- ein Schelm wer Böses dabei denkt. Die Fahrt auf dem Yangtse ist wie auf dem Rhein nur ohne Burgen. Interessante Orte kosten extra, natürlich überlaufen aber nicht kitschig- passt schon. Interessant wird es nach dem Auschecken. Mit einem kleineren Boot geht's einmal quer und dann mit dem Elevator nach unten. Dauert rund eine Stunde und ist absolut gigantisch. Online habe ich ein Hotel in Yichang gebucht zu dem ich mit einem Taxi fahren. Linda hat für mich Zugtickets/ Hotel nach Zhangjiajie gebucht. Harren wir der Dinge die da kommen.

Fast fertig, jedenfalls muss ich auf den Zug. Ein ganz besonderes Dankeschön an Helena !!

Zhang Jia Jie

Dienstag, 03.09.2019

Fotos vorab, auch auf die Gefahr hin das irgendwo heisse Nadeln in eine weisshaarige Puppe gesteckt werden.

Shenzhen. Die Bäckerei um die Ecke macht erst um 10:00 auf. Die Uhren gehen hier anscheinend etwas anders.  Neulich in  Yichang klopft nämlich um 22:30 eine Avon Beraterin an die Hoteltür. Frühmorgens kriegt man kein Brot aber spätabends Kosmetik !

Der Zug von Yichang nach Zhang Jia Jie ist ein Liegewagen, also nur Bettabteile und ein Speisewagen wo ich die meiste Zeit verbringe. Die 5 Stunden Fahrt kostet Supersoft Sleeper 135.5 RMB und der Zug hat zu meinem Erstaunen 14 Minuten Verspätung. Am Bahnhof wartet schon die nette Dame wo wir schon vor 3 Jahren waren. Ihr altes Hotel musste dem Bauboom weichen und sie haben eine alte Villa äußerst geschmackvoll zu einem Hotel umgebaut. Am nächsten Morgen fahre ich zu der Glasboden Hängebrücke am Grand Canyon. Natürlich mit dem Bus. Ankunft nach 2 Stunden erwartet mich am üblichen Securitycheck eine böse Überraschung. No Camera!! Die dicke Spiegelreflex darf nicht mit weil das Glas bei einem Sturz brechen könnte. Wie vorausschauend. Als ob ich es nichts selbst wüsste das das Objektiv einen Sturz nicht überleben würde. Gemeint ist allerdings der Glasboden der Brücke. Sehr suspekt und sinnlos darüber zu diskutieren. Es gibt Schließfächer aber die funktionieren nur per App. Hab ich nicht- kann ich nicht. Also Fragen. "Ni keyi bang wo,ma" kannst du mir helfen, funktioniert bei einer netten jungen Dame. Finger fliegen auf 2 Smartphones gleichzeitig und nach nicht mal 2 Minuten ist das Problem gelöst. Die 10 Yuan darf ich auch nicht bezahlen aber Ricola sind OK.   Eigentlich wollte ich nur zu der Brücke aber es gefällt mir hier so gut das ich noch einen Tag anhänge und mit der längsten Seilbahn der Welt auf den Tianmen Shan fahre (天门山). Was ich nicht wusste, obwohl die halbe Stadt mit Plakaten zugekleistert ist, das hier momentan eine Wingman Meisterschaft stattfindet. Die Irren stürzen sich mit ihren Fluganzügen von einer Plattform. Mir wird schon vom zusehen schlecht. Abwärts geht's entweder über eine steile, Millionenstufen Treppe oder mit nicht enden wollenden Rolltreppen. Ich nehme die Rolltreppen. Dann mit Shuttlebus die Serpentinen runter bis in die Stadt. Der Busfahrer ist einer von diesen möchtegern Röhrls. "Fahr langsamer du Depp sonst zieh ich dir nen neuen Scheitel" bremst ihn aber ein.

Nach Zhang Jia Jie bin ich nur wegen Jasmines Pech gekommen, eine Notlösung die sich gelohnt hat. "Wat den Eenen sin Uhl', ist den Annern sin Nachtigall".

...und ich lächelte und es kam schlimmer

Sonntag, 20.10.2019

Eine Woche vor dem Rückflug krieg ich per mail von Air China die Mitteilung das der Flug von Shenzhen nach Peking um eine Stunde nach hinten geschoben wird. Aus 1.5 Stunden Umsteigzeit wird eine halbe, mir wird schlecht und ich teile meine Bedenken Air China telefonisch mit. Man sichert mir zu das ein Mitarbeiter vor Ort mich begleitet. Das hätte ich mir schriftlich geben lassen sollen! Natürlich ist in Peking kein Arsch, die Besatzung guckt dumm lächelnd und Plan los- ruft auch nicht am Gate an um zu sagen das noch ein Passagier unterwegs ist. 13:18 verlasse ich den Flieger, 13:52 bin ich an Gate E53. Das Gate ist leer und zu. Weit und breit kein Mensch. Ich könnte heulen vor Erschöpfung und Enttäuschung. Nutzt nu alles nix, ich brauche eine neue Verbindung. Air China hat eine Business Longe im Abfluggebäude. Da geh ich mal zuerst hin. Sollte doch problemlos möglich sein das die ein neues Ticket organisieren, schliesslich bin ich nicht Schuld an der Misere. Dort hat man aber keine Lust und ich werde zum Main Office geschickt. Das ist in der Ankunftshalle. Dazu muss ich zurück durch die Sicherheitskontrolle. Das ist nicht normal und dauert dementsprechend. Am Main Schalter teilt man mir mit das sie nur Tickets tauschen die auch hier gekauft wurden. Das ist anscheinend neu weil ich vor 3 Wochen genau an diesem Schalter anstandslos ein neues Ticket bekommen habe. Mir platzt der Kragen und als daraufhin so ein Jüngelchen "Come down" sagt ist kurz vor Amok- tief durchatmen. Einige der wenigen Schriftzeichen die ich kenne ist Wang. Bedeutet König und ist neben Li der häufigste Familienname. Ich zieh mir das Namensschild von "come down" samt Besitzer näher und frage Mr Wang ob er der Boss sei, was dieser stolz bestätigt. Aus einer Mischung aus deutsch, englisch, und chinesisch mach ich im klar das er nächste Woche der Manager der Toiletten ist wenn er nicht prompt in Pötte kommt. Klappt. Neues Ticket für einen Flug 02:30 gibts nebenan und sogar den Hinweis das es in der Business Lounge Hotelbetten gibt. Mit dem neuen Ticket wieder durch den Securitycheck. Der Knabe in der Business Lounge ruft wen an und erzählt mir dann das es Hotelzimmer ausserhalb des Flughafens gibt. Mittlerweile ist es fast 17.00. Keine Lust mehr auf Dumm und Faul. Ich frag noch ob es innerhalb des Gebäudes etwas Hotelartiges gibt was frech verneint wird. Frech, weil ich gegen 22:00-  beim wandern durchs Gebäude-  ein "Hour Hotel" finde.

Der Flug verläuft propblemlos und pünktlich. Mein Koffer ist wie üblich schon da- Gepäck kann Air China. Vielleicht sollte ich mich das nächste mal als Sperrgut aufgeben.

Dieses ganze Tohuwabohu ist nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Irgendwo hab ich mir was eingefangen was mich drei geschlagene Wochen ausser Gefecht setzt.